Nyelvtanulás | Német » Waldorfschule-referat

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Év, oldalszám:1999, 14 oldal

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Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 1 von 14 Waldorfschule und Waldorfpädagogik Eine Pädagogik, die in ihrem Wirken den Menschen als ein aus Leib, Seele und Geist bestehendes Wesen begreift, folgt in ihren Intentionen keinem wie auch immer gearteten Menschenbild, sondern verlangt das Ringen um und das Erringen von Menschenerkenntnis. Diese Aufgabe beginnt zunächst in der Pflege, Übung und schließlich Erweiterung der menschlichen Beobachtungsmöglichkeiten: der Versuch, die Erscheinungen der Natur als Tatsachenwelt nicht nur zu kennen, sondern sie wirklich zu verstehen, so daß sich dem Beobachter ihre inneren Bildungsgesetze erschließen, verlangt einen systematischen Übungsweg, der sich über die logische Stringenz jedes seiner Schritte strenge Rechenschaft abzulegen vermag. Rudolf Steiner hat nach seiner systematischen Darstellung dieses Schulungsweges («Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten», 1904/05) in seinen beiden grundlegenden Schriften

«Theosophie» (1905) und «Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1909) diese Methode bei der Betrachtung des Wesens des Menschen in seiner geistigen Individualität und im Zusammenhang mit der Weltenevolution in naturwissenschaftlich exakter Methode angewendet: Anthroposophie als ein Erkenntnisweg vermittelt keine ehernen Wahrheiten, starren Dogmen oder festen Regeln. Vielmehr erweitert und verstärkt sie die Aufmerksamkeitskräfte, deren ja besonders der Pädagoge bedarf: Fragen, die beispielsweise den Zusammenhang der Wirkung des Unterrichts auf die körperliche und seelische Disposition der Schüler betreffen, oder zB die Folgen einer besonders starken Beanspruchung von Gedächtniskräften im Unterricht betreffen, bekommen dadurch eine Dimension, die in ihrer Beantwortung nicht mehr nur an der Oberflächliche des gerade Praktikablen bewegt, sondern den Blick in tiefere Zusammenhänge einer wirklichen Unterrichtshygiene lenken kann. Insofern ist die Anthroposophie ein Weg: ein

Erkenntnisweg und keineswegs ein religiöses Bekenntnis. Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 2 von 14 Anthroposophie Anthroposophie antwortet auf das Bedürfnis des Menschen, ein von Bewußtheit gestaltetes Verhältnis zur übersinnlichen, d.h zur nicht durch die menschlichen Sinne erfahrbaren Welt zu gewinnen. Zahlreiche Menschen suchen heute nach einem Weg, die geistige Wesenheit des Menschen und ihren Zusammenhang mit dem Kosmos erkenntnismäßig zu durchdringen. Sie finden in der Anthroposophie, die durch Rudolf Steiner (1861-1925) begründet wurde, einen Erkenntnisweg, auf dem der Mensch seine Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten erweitern kann. Diesen Schulungs- und Meditationsweg hat Rudolf Steiner u.a in der Schrift "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" sowie seinen Grundwerken "Theosophie" und "Die Geheimwissenschaft im Umriß" dargestellt. Anthroposophie ist keine Lehre, sondern regt den Menschen an, seine

Aufmerksamkeit und sein Interesse auch Phänomenen zuzuwenden, die über die materielle Welt hinaus auf seelisch-geistige Realitäten weisen. Die Werke Rudolf Steiners ermöglichen Begriffsbildungen, die solche Erkenntnisse und ein geistesgegenwärtiges Handeln fördern. Von seiten einer materialistischen Weltanschauung, die die Existenz seelisch-geistiger Realitäten unabhängig von der materiellen Welt leugnet, wird der Anthroposophie jegliche wissenschaftliche Existenzberechtigung abgesprochen. Die Früchte der Anthroposophie legen jedoch ein anderes Zeugnis ab. Neben der Waldorfpädagogik, die durch Rudolf Steiner entwickelt wurde, gibt es die anthroposophische Medizin, die biologisch-dynamische Landwirtschaft und die anthroposophische Heilpädagogik, die breite Anerkennung gefunden haben. Steiners Erkenntnismethode war keineswegs vage oder okkult-nebulös, wie es dem heutigen Leser erscheinen könnte, wenn er nicht näher mit dem Werk Steiners vertraut ist. Sein weitgespanntes

Wirken, das fast alle Bereiche menschlichen Wissens berührte, hat sich in einem 360 Bände umfassenden Gesamtwerk niedergeschlagen, das seinesgleichen suchen dürfte. Anthroposophie gibt Antworten auf viele Lebensfragen. Zahlreiche Menschen orientieren sich heute für ihre tägliche Arbeit an den Ideen aus den geisteswissenschaftlichen Darstellungen Rudolf Steiners. In den Arbeitsgruppen der Anthroposophischen Gesellschaft treffen sich Menschen zum gemeinsamen Studium der Anthroposophie und zum Austausch über eigene Erfahrungen im Umgang mit anthroposophischen Grundbegriffen und Arbeitshypothesen. Hier findet der Interessierte auch Veranstaltungen zum ersten Kennenlernen der Anthroposophie. Nachfolgend exemplarisch eine Auswahl von Themen  Einblick in die Beziehung des Menschen zu vorgeburtlichen und nachtodlichen Daseinsformen sowie dem Gang durch aufeinanderfolgende Erdenleben (Reinkarnation und Schicksal) Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 3 von 14  Die

geistige Evolution von Mensch und Kosmos  Entwicklungsgesetze im menschlichen Lebenslauf (Biographiearbeit)  Das Wirken geistiger Wesenheiten in der Natur, in der Geschichte und im menschlichen Leben  Anregungen zur Neugestaltung des kulturellen und sozialen Lebens sowie der Wirtschaft (soziale Dreigliederung) Die Idee der Waldorfschule Die Waldorfschule, begründet 1919 in Stuttgart, bemüht sich um eine anthropologisch orientierte Erziehung; den erwachenden Fähigkeiten und notwendigen Bedürfnissen der Heranwachsenden entsprechend dienen die Inhalte und die Organisation des Unterrichts (Stundenplan, Epochenunterricht) der Förderung der kindlichen Entwicklung. Die Seelenkräfte des Menschen (Denken, Fühlen, Wollen) altersgemäß anzusprechen, zu differenzieren und zu schulen versucht die besondere Unterrichtsmethodik, die als künstlerisch bezeichnet werden kann. Die besondere Unterrichtsform der Waldorfschulen verlangt den selbstverantwortlich handelnden Lehrer: die

Waldorfschulen kennen daher keine Schulbehörde und keinen Direktor, sondern sie verwalten sich in kollegialer Form selbst. Die Waldorfschule ist eine Gesamtschule, in der es kein Sitzenbleiben und folglich auch keinen «Notendruck». Eine Differenzierung erfolgt erst mit Hinblick auf die angestrebten Abschlüsse der Schüler wobei alle schulischen Abschlußprüfungen angeboten werden. Von Schule zu Schule verschieden gibt es «Züge», die sprachlich (zwei lebende Fremdsprachen werden ab Klasse 1 unterrichtet!), naturwissenschaftlich-mathematisch, handwerklich-praktisch, sozial oder musikalisch-künstlerisch orientiert sind. Die Existenz der Waldorfschule beruht auf dem freien Zusammenschluß und der Initiativkraft der Eltern und Lehrer im weiteren Sinne natürlich auch der Schüler die sich zu Vereinen oder ähnlichen Körperschaften zusammenschließen, um den rechtlichen Bestand und die wirtschaftliche Existenz der Schule zu sichern. Da die Zuschüsse der öffentlichen Hand derzeit

etwa nur etwa 2/3 des finanziellen Bedarfs decken, wird durch ein dem jeweiligen Elterneinkommen angemessenes Schulgeld und durch Gehaltsverzicht der Lehrer dazu beigetragen, diese besondere Schulform zu ermöglichen. Das Erziehungsziel: der ein Leben lang lernfähige Mensch Die Suche nach Bildungseinrichtungen, welche Kreativität, Phantasie- und Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 4 von 14 Willenskräfte der Kinder ergreifen, fördern und bilden, die nicht den wissenden, sondern den ein Leben lang lernfähigen Menschen als Erziehungsziel im Blick haben, hat zu dem stetig wachsenden Interesse an Schulen in freier Trägerschaft, insbesondere aber den Rudolf-SteinerSchulen (Waldorfschulen) geführt. Nach einem dreiviertel Jahrhundert erfolgreicher Arbeit - mittlerweile (September 1993) gibt es in der BRD rund 160, weltweit 450 weitere Waldorfschulen - ist die Waldorfpädagogik mehr und mehr aus der «Bildungsnische» in das allgemeine pädagogische Interesse

gerückt; sie wird auch kritisch auf ihre Modernität hin befragt. Die methodischen Ansätze werden geprüft und wissenschaftlichen Analysen unterworfen. Noch immer ist sie ein Ort der Innovation Das Erlernen von zwei Fremdsprachen schon vom ersten Schuljahr an und die verschiedenen Möglichkeiten einer Verknüpfung von allgemeiner mit beruflicher Bildung im handwerklich-technischen oder auch sozialen Bereich sind dafür besonders markante Beispiele, die längst zum festen und erprobten Bestandteil der Waldorfschulen gehören. Darüberhinaus kann die seit Jahrzehnten praktizierte kollegiale Form der Selbstverwaltung der Waldorfschulen als vorbildliches Beispiel eines sozialen Impulses verstanden werden, in welcher die regionalen und sozialen Gegebenheiten jeder Schule zu einer individuellen Ausgestaltung des Schulorganismus bis hinein in das jeweilige Fächerangebot führen. Waldorfpädagogik Die von Rudolf Steiner entwickelte Waldorfpädagogik will die kreativen und schöpferischen

Kräfte des Kindes wecken und zur Entfaltung bringen. Das Kind soll lernen selbst künstlerisch tätig zu werden und so eigene Ideen und Vorstellungen zur Entfaltung zu bringen. Rudolf Steiner schuf eine Schule, in der zum erstenmal die soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen verwirklicht wurde. Die Schüler werden nicht nach einzelnen Kriterien oder Begabungen eingeteilt, sondern es wird bewußt auf eine pädagogisch fördernde Zusammenstellung geachtet, dass heißt, dass die Lehrer durch bestimmte Zusammenstellungen der Klasse einen Grundstein schaffen, auf dem die Kinder in verschiedenster Weise lernen können. Alle Schüler/innen durchlaufen in ihrer Schulkarriere 12 Jahre ohne Sitzenbleiben. In dieser langen Zeit werden aus anfangs noch kleinen unerfahrenen Kindern lebenstüchtige Menschen, die bereit sind ihr Leben in richtig durchdachte Wege zu leiten. Die Schüler bekommen ab der 1 Klasse neben den mehr sachbezogenen Unterrichtsgebieten einen vielseitigen künstlerischen

Unterricht. Hier setzt die Schulung der schöpferischen Fähigkeiten ein, welche auch die Erlebniskräfte des Kindes beeinflußt. Der handwerklich- künstlerische Unterricht wird mit Beginn der 6. Klasse Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 5 von 14 eingeführt. Dies entspricht der Entwicklung des Kindes Hierbei leistet die Auseinandersetzung mit der eigenen Willenskraft und die Ausrichtung auf das Praktische einen wichtigen Beitrag zur lebenspraktischen Orientierung des Menschen. Ein entscheidender Punkt im entwicklungsorientierten Lehrplan liegt in der Auswahl der Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen, welche auf die Prozesse kindlichen Lernens und die einzelnen Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend ausgerichtet sind. Ziel eines jeden Unterrichts ist es, die innere menschliche Freiheit zu fördern. In den ersten acht Jahren der Klassenlehrerzeit reift in dem Kind die eigene Urteilskraft heran, welche durch den "bildlichen" Unterricht

gefördert wird. Durch das anschauliche Betrachten versteht und erlebt das Kind die Gesetzmäßigkeiten und das Wesenhafte der Dinge im Sinne echter Bilder. Langsam reift in dem Kind der Wille nach eigener Lebensgestaltung heran, worauf die einzelnen Unterrichtsfächer in den Klassen 9-12 durch bestimmte Unterrichtsinhalte eingehen. Die Probleme der Jugendlichen in der Zeit der Pubertät werden in den Unterricht eingebunden, um ihnen so Antworten auf ihre Lebensfragen zu geben. Es liegt nicht in der Intention der Waldorfschule dem Jugendlichen eine möglichst vollkommene intellektuelle Ausbildung zu ermöglichen, sondern die Ausreifung der Persönlichkeit, die Förderung seiner kreativen Fähigkeiten und seiner sozialen Kompetenz stehen im Mittelpunkt. Ein wichtiger Punkt, um den Unterricht dem Entwicklungsprozesses des Kindes gerecht werden zu lassen, ist der Epochenunterricht, welcher sowohl in der Klassenlehrerzeit als auch in der Oberstufe einen unersetzbaren pädagogischen

Standpunkt hat. Er wird in den Fächern durchgeführt, in denen Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden können, wie in Deutsch, Mathematik, Geschichte, Naturwissenschaften). Andere Fächer, in denen die regelmäßige Übung wichtig ist, werden im Fachunterricht (Fremdsprachen, Sport, handwerklich- künstlerischer- Unterricht, Wirtschaftsund Technik- Unterricht, Musik und Eurythmie) erteilt. Das Hauptziel eines guten Unterrichtes sollte immer ein lebendiger und rhythmisch pulsierender Austausch zwischem dem Lehrer und den Schülern sein. So soll ein guter Waldorflehrer mit den Fragen der Schüler arbeiten, sie aber zunächst nicht vollständig beantworten, sondern bewußt wichtige Fragen offenlassen. Die Schüler sollen die Möglichkeit haben, im Schlaf sich unbewußt, aber intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen. So kann der Lehrer am nächsten Tag von einer ganz anderen Perspektive an die Frage heran gehen und sie so mit Hilfe der Schüler beantworten. Der Lehrer muß

für diese Art von Unterricht aber bereit sein, eventuell seinen gesamten vorbereiteten Unterrichtsstoff aufzugeben und aus den Fragen der Schüler seinen Unterricht zu gestalten. Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 6 von 14 Eine andere Grundlage der Waldorfschule ist der Unterricht im handwerklichkünstlerischen Bereich. Hier werden die unterschiedlichsten Bewegungsintelligenzen ausgebildet. Denn die Förderung der künstlerischen Beweglichkeit des Körpers bildet die beste Grundlage für die Entwicklung geistiger Beweglichkeit. Die Grundlage der Pädagogik der Waldorfschule beruht auf der Dreigliederung des Menschen. Sie gründet auf den Erkenntnissen Rudolf Steiners über die Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung der individuellen körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen im Menschen. An den Waldorschulen stehen genau diese drei Punkte im Mittelpunkt. Danach darf Erziehung nicht allein der Wissensvermittlung dienen, sondern muß sich vielmehr an der

Entwicklung des menschlichen Wesens orientieren mit dem Ziel einer ganzheitlichen Menschenbildung. Der Unterricht an der Waldorfschule beginnt wie an den meisten Schulen um 8.00 Uhr Die ersten zwei Stunden haben die Schüler und Schülerinnen Hauptunterricht, welcher vom Klassenlehrer oder in der Oberstufe vom Epochen- und Fachlehrer geführt wird. Nach dem Hauptunterricht erhalten die Schüler den jeweiligen Fachunterricht. Dieser kann in Doppelstunden oder Einzelstunden gegeben werden. Die Länge eines Schultages ist dem Alter der Kinder angemessen. Der Hauptunterricht ist die Zeit von 8.00-945 Uhr Hier unterrichtet in den ersten acht Jahren der jeweilige Klassenlehrer die Schüler in allen anfallenden Unterrichtsfächern. Ausgeschlossen davon sind die Fremdsprachen, der Sportunterricht, Religion, Musik, der handwerklich- künstlerische Unterricht. Diese Fächer werden im Fachunterricht von Fachlehrern erteilt. Der Klassenlehrer soll sich mit den Schülern im Laufe der acht Jahre

vertraut und "bekannt" machen. Aus der Klasse soll eine richtige soziale Gemeinschaft werden. Aus diesem Grund gibt es auch kein "Sitzenbleiben" an Waldorfschulen, somit werden auch labile Schüler nicht aus einem vertrauten Klassenverband gerissen. Der Sinn des Hauptunterrichts ist es den Unterrichtsstoff durch intensiveres Lernen schneller und zusammenhängender zu gestalten. Der Epochenunterricht an Waldorfschulen ist einer der wichtigsten Punkte des Lernplans. Er wird in den zwei ersten Stunden des Schultages erteilt Dieser Epochenunterricht wird von dem jeweiligem Klassenlehrer bzw. in der Oberstufe vom Fachlehrer gegeben. Die Länge einer Epoche beträgt drei bis vier Wochen. Als Epochen werden alle naturwissenschaftlichen Fächer, Geschichte, Deutsch, Erdkunde, Kunstgeschichte usw. unterrichtet Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 7 von 14 Die Stundenanzahl der Epochen eines Faches entsprechen der Stundenzahl eines gesamten Jahres in der

Regelschule, die Epoche wird mit einer Abschlußarbeit beendet. Vorteil des Epochenunterrichtes ist eine konzentrierte und intensive Auseinandersetzung mit einem Thema über einen längeren Zeitraum. Dazu kommt ein intensiver Kontakt zwischen Schüler und dem jeweiligen Epochenlehrer. An einigen Waldorfschulen bekommen die Schüler in den 12 Jahren ihrer Waldorfschulzeit die Möglichkeit, drei verschiedene Arten von Praktika zu durchlaufen. Mitte der 9. Klasse, wird dem Schüler die Möglichkeit geboten, die Arbeitswelt im bäuerlichen Bereich kennen zu lernen und sich in ihr zu bewähren. Durch die direkte Auseinandersetzung mit Arbeitsvorgängen werden bewußtseinsbildende Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt. Die Schüler verbringen zwei Wochen auf einem biologisch-dynamischen Bauernhof, um das Leben mit den Kräften der Natur kennen und schätzen zu lernen. Während des Landwirtschaftspraktikums arbeiten die Schüler teilweise allein oder in Gruppen auf dem Feld, im Wald oder auf

dem Hof. An jedem langen Arbeitstag lernt der Schüler immer mehr die vielfältigen Tätigkeiten auf dem Hof kennen. So hat er nach zwei anstrengenden Wochen den Bauernhof in all seinen Bereichen kennengelernt und ist durch Vieles bereichert worden. In der 10. Klasse lernen die Schüler zB im Feldvermessungspraktikum die Regeln der Mathematik praktisch anzuwenden. Sie sollen zB mit Hilfe des Cosinus- und Sinussatzes eine bestimmte Fläche errechnen. Das Feldmessen kann Schülern, denen das Verstehen komplizierter Zusammenhänge schwerfällt, einen neuen Zugang zur Mathematik verschaffen. Das Feldmesspraktikum umfaßt sowohl alle wesentlichen Schritte der Vermessungsarbeit im Gelände, als auch das eigentliche Zeichnen der Karte. Der Vorgang des Messens fordert vom Schüler Sorgfalt, Geduld sowie kritische Selbsteinschätzung und fördert dessen Einschätzungskompetenz von Fehlerquellen sowie sein Vorstellungsvermögen. Das Abstimmen von Arbeitsziel, Meßmethode und Meßgerät ist ein

weiteres Lernkriterium. Auch beim Vermessungspraktikum wird überwiegend in Gruppen gearbeitet. Diese Zusammenarbeit wird beim Sozialpraktikum in der 11. Klasse außen vorgelassen. Der Schüler kann sich selbständig eine Institution aussuchen, in der er sein dreiwöchiges Sozialpraktikum absolviert. Ziel dieses Praktikums ist es, dass der Schüler lernt Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewußtsein und situationsgerechtes Handeln in ungewohnten Situationen zu erlernen. Außerdem wird den Schülern die Möglichkeit geboten, Biographien behinderter oder sozial benachteiligter Menschen Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 8 von 14 mitzuerleben und kennen zu lernen. Ein weiterer Gesichtspunkt ist der Umgang mit behinderten Menschen sowie das Miterleben eines Tagesablaufes in einer sozialen Institution. Die Erfahrungen, welche die Schüler in dieser Zeit machen, sind sehr wertvoll für das neu gewonnene Gefühl des Miteinanderlebens. Unabhängig von diesen drei

Praktika, ist es für den Schüler möglich, nach Absprache mit den Lehrern, ein weiteres Berufspraktikum in der 11. bzw 12 Klasse zu machen. Ausbildung zum Oberstufenlehrer Voraussetzungen: Freude am Vermitteln von Wissen, Zuneigung zu Jugendlichen, Verständnis für eine Pädagogik, welche die Heranwachsenden als leibliche, seelische und geistige Wesen ernst nimmt; Und: ein abgeschlossenes Hochschulstudium (vom Magister bis zur Habilitation). Und: wenn möglich schon eine erste Information über Waldorfpädagogik und ihre Grundlagen (empfohlen: Christoph Lindenberg, Angstfrei lernen, selbstbewußt handeln. Rororo 6904) Curriculum:  Für die Kreativität: künstlerische Kurse (Sprache, Eurythmie, Malen, Musik, Plastizieren)  Für das Menschenverständnis: anthroposophisch-pädagogische Anthropologie  Für die Praxis: 1. fachspezifische Methodik und Didaktik, 2 13 Wochen Hospitation und Praktika Dauer: Bis Juli 2000 (1 1/2 Jahre) Kosten: 3.100- DM; zahlbar auch in 15 Raten

á DM 210-; in Einzelfällen Darlehen möglich Berufsaussichten: Sehr gut Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 9 von 14 Das Kind soll seine individuellen Fähigkeiten altersgemäß entfalten können das steht im Mittelpunkt der Erziehung. Die Bildung der heranwachsenden Generation ist eine schwerwiegende Aufgabe in all den bedrängenden Lebensfragen der Zeit, die durch wachsende Gewaltbereitschaft, Gleichgültigkeit und Resignation der Jugendlichen bestimmt ist. Initiativen mit durchschlagender Verwandlungskraft sind notwendig, um dem sozialen Leben Impulse zuzuführen, die zur Bewältigung der gegenwärtigen Situation und zur Gestaltung der Zukunft beitragen können. Die Waldorfschule wurde von ihrem Gründer Rudolf Steiner als 12-klassige Einheitsschule eingerichtet: ohne Auslese nach sozialen oder Begabungskriterien. Sie ging aus der sozialen Dreigliederung hervor, einer umfassenden gesellschaftlichen Reformbewegung, die zur Erneuerung des geistig-kulturellen Lebens

im Mitteleuropa der Nachkriegszeit (1919) beitragen sollte. Durch Selbstverwaltung von Schule und Kultur und die Assoziierung des Wirtschaftslebens wollte sie den Staat auf seine zentralen Aufgaben begrenzen. Dieses erforderte neben der besonderen Schulform auch eine völlig neue Lehrerbildung; nicht die Anhäufung und Abprüfbarkeit des Wissens in einem speziellen Fach steht im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, aus einer grundlegenden Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Entwicklung das erworbene Wissen so umzuwandeln, daß die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten des Kindes durch den Unterrichtsstoff umfassend gefördert wird. Daraus ergeben sich neben der fachbezogenen Ausbildung und der Praxiseinführung ein grundlegendes anthropologisches Studium und eine intensive künstlerische Schulung als wesentliche Elemente für die Lehrerbildung. In der Eurythmie erklingt der ganze Mensch wobei die Musik den ganzen Menschen bildet. Das Malen schult das Wahrnehmen und

das Plastizieren weckt die schöpferischen Kräfte. Die künstlerischen Fächer werden regelmäßig während der gesamten Studienzeit entweder zu Epochen verdichtet oder in fortlaufenden wöchentlichen Stunden unterrichtet. Die Künste befruchten sich gegenseitig und erwecken die für den Lehrer so notwendige künstlerische Geistesgegenwart. Betätigung begleitet die Studienarbeit. Im Plastizieren erlebt man im schöpferischen Prozeß unmittelbar die Wirksamkeit formgestaltender Kräfte, durch das Erüben verschiedener Techniken des Malens erfährt der angehende Lehrer im Laufe seines Studiums eine Verfeinerung des Wahrnehmens und der Fähigkeiten zum eigenen farblichen Gestalten, während durch die Eurythmie das Empfinden für Laut- und Tonqualitäten geschult wird, um Sprache und Musik durch Bewegung räumlich darzustellen. Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 10 von 14 In der Musik steht neben der Erarbeitung eines für die Kinder zeitgemäßen Liedguts vor allem

das Studium musikalischer Grundstrukturen im Mittelpunkt, um später im Unterricht aus dieser Kenntnis heraus wesentliche Elemente eines künstlerisch gestalteten Unterrichts, den verschiedenen Altersstufen entsprechend, handhaben zu können. Für den künftigen Lehrer besonders notwendig ist die Möglichkeit, seine Sprache bewußt handhaben zu können, denn nur durch dieses Medium kann er den Unterrichtsstoff den Schülern nahebringen und pädagogisch wirken. Die Sprachgestaltung gehört aus diesem Grunde zum ständigen Übungsfeld während der Seminarausbildung, das für die künftigen Klassenlehrer durch Erzählübungen noch erweitert wird. Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 11 von 14 Rudolf Steiner - geistiger Vater der Waldorfpädagogik Gründung der ersten Waldorfschule Als Dr. Rudolf Steiner 1919 gebeten wurde, an der Gründung einer Schule für Arbeiterkinder der Waldorf Astoria-Zigarettenfabrik mitzuwirken, war er bereits ein weithin bekannter

Vortragsredner. Wie viele andere, so war auch Emil Molt, der Generaldirektor der Stuttgarter Fabrik, ein Anhänger der anthroposophischen Geisteswissenschaft geworden. Diese Erkenntnisweise mit dem Anspruch, den Menschen als leibliches, seelisches und geistiges Wesen exakt zu beschreiben, war von Rudolf Steiner entwickelt worden. In einer Vielzahl von Schriften und Vorträgen hatte er die Grundlagen dargelegt, auf denen eine wissenschaftlich nachvollziehbare Erkenntnis des ganzen Menschen möglich sein soll. Jede unbefangene Persönlichkeit, die seine Aussagen mit strengen wissenschaftlichen Maßstäben sorgfältig prüfe, könne ihre Richtigkeit selbst einsehen. Diese Methode, das Rätsel »Mensch» zu verstehen, sollte also das Fundament für eine neue Erziehungskunst werden. Zwischen übersinnlicher Wahrnehmung und moderner Naturwissenschaft Rudolf Steiner war 1861 als erstes Kind eines österreichischen Eisenbahnbeamten in Kraljevec (im heutigen Kroatien) geboren worden. Bei

mehreren Umsiedlungen blieb seine enge Umgebung stets ein kleines Stationsgebäude, am Rande eines Dorfes gelegen. Doch seine Welt, so wie er sie wahrnahm, war auf eigenartige geteilt. Geistige Wesen, die nicht mit leiblichen Sinnesorganen, sondern in einem inneren Seelenraum erlebt werden konnten, erschienen ihm weit über die Kindheit hinaus klarer und wirklicher als die physischen Gegenstände seiner Umgebung. Doch statt sich dieser übersinnlichen Welt hinzugeben, strebte der junge Steiner nach einer vielfältigen wissenschaftlichen Ausbildung auf dem modernsten Stand seiner Zeit: Philosophie, Biologie, Chemie und Physik waren die Fachgebiete während seines Studiums an der Technischen Hochschule in Wien. Goethe-Forscher und Philosop Durch seine enge Bekanntschaft mit einem Wiener Professor für Literatur wurde der 21 jährige Rudolf Steiner mit der Herausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften beauftragt: Er galt trotz seiner Jugend als fachkundiger Experte für diesen

speziellen Bereich des gewaltigen Goetheschen Werkes. Die Beschäftigung mit der Erkenntnistheorie dieses großen Denkers und mit allen berühmten Philosophen seiner Zeit brachte Steiner dazu, eigene philosophische Schriften zu verfassen. Die bedeutendste unter ihnen ist die 1894 erschienene «Philosophie der Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 12 von 14 Freiheit». «Theosophie» und »Anthroposophie» In Berlin, wo Steiner zur Zeit der Jahrhundertwende lebte, traf er auf Menschen, die sich für seine geistigen Wahrnehmungen interessierten. Es waren Anhänger der «Theosophie», die ihn schließlich aufforderten, Generalsekretär der neu zu bildenden deutschen Sektion ihrer Gesellschaft zu werden. Rudolf Steiner sagte zu unter der Bedingung, daß er in ganz eigenständiger Weise ausschließlich Ergebnisse seiner eigenen Forschungen darstellen werde. Sein Ziel war es, »neue Methoden der Seelenforschung auf naturwissenschaftlicher Grundlage (zu) finden». Dafür

benutzte er immer häufiger die Bezeichnung «Anthroposophie» aus »anthropos» (griechisch für »Mensch») und »sophia» (das griechische Wort für »Weisheit»). Das Goetheanum und die Anthroposophische Gesellschaft Nach einer Loslösung gründeten die Anhänger Dr. Rudolf Steiners 1913 die neue »Anthroposophische Gesellschaft» und begannen gleichzeitig mit dem Bau einer zentralen Versammlungsstätte in Dornach bei Basel (Schweiz). Den Plan für das große »Goetheanum», das vor allem aus zwei gewaltigen hölzernen Kuppeln bestehen sollte, hatte Steiner selbst erarbeitet. Während in den Ländern ringsum der erste Weltkrieg tobte, arbeiteten Angehörige von 17 verschiedenen Nationen einträchtig auf der Baustelle in Dornach zusammen. Ihr Werk war 1922 weitgehend abgeschlossen, als in der Silvesternacht das ganze Gebäude durch Brandstiftung zerstört wurde. Das neue, zweite Goetheanum, das später auf dem gleichen Platz aus Beton gebaut wurde, wurde zwar auch von Steiner

entworfen, die Fertigstellung erlebte er jedoch nicht mehr. Vielfältige Früchte der Anthroposophie In seiner Wirkenszeit wurde Rudolf Steiner aufgrund seiner herausragenden Befähigungen immer wieder um Rat gefragt. So gab er von 1910 bis 1924 immer als Reaktion auf gezielte Anfragen - eine Überfülle von Anregungen, die schließlich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen ihre Früchte trugen:  Neue Impulse in der Kunst durch Sprachgestaltung und die Bewegungskunst »Eurythmie»;  Anregungen auf den Gebieten der Architektur und der Malerei;  Thesen zur Gliederung des sozialen Organismus als Grundlage für eine neue Sozialwissenschaft;  Erweiterung der Medizin durch die anthroposophische Geisteswissenschaft; Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 13 von 14  die Begründung einer neuen Heilpädagogik;  die Begründung einer neuen Heilpädagogik;  die Schaffung der «Christengemeinschaft» als einer Bewegung für religiöse Erneuerung; 

Hinweise für eine neue biologisch-dynamische Landwirtschaft;  Angaben für wissenschaftliche Forschungsmethoden zur Erkenntnis lebendiger Bildekräfte in der Natur. Waldorfpädagogik und Lehrerbildung So ist die Gründung der ersten Waldorfschule in Stuttgart 1919 nur eines von vielen sichtbaren Ergebnissen aus Rudolf Steiners Wirken. Die Anregungen, die er den Waldorflehrern bis zu seinem Tod 1925 geben konnte, waren und sind auch heute noch Ausgangspunkte für immer neue Studien und praktische Ergänzungen. »Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik», so hieß der Vortragszyklus, den Dr. Steiner 1919 vor den Gründungslehrern der neuen Schule hielt. Damit war ein geistiges Fundament gelegt, das nicht als abschließende Weisung für pädagogisches Handeln gemeint war. Vielmehr sind alle tätigen Waldorflehrer auch heute aufgefordert, aufgrund der dort veranlagten Erkenntnismethode die pädagogische Praxis ständig zu erneuern. Diesem hohen Anspruch ist die Freie

Hochschule Stuttgart Seminar für Waldorfpädagogik in ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit vor allem verpflichtet. Referat Waldorfschule / Waldorfpädagogik Seite 14 von 14 Quellennachweis:  Bai/Barkhoff/Bockemühl: Die Rudolf Steiner Schule Ruhrgebiet: Leben, lehren, lernen in einer Waldorfschule. Reinbek 1976 F D.Esterl: Welche Abschlüsse gibt es an Waldorfschulen Stuttgart 1997  E. Fucke: Lernziel: Handeln können Erfahrungen und Überlegungen zu einem erweiterten Bildungskonzept. Frankfurt aM 1982 (Die gedankliche Grundlage einer Waldorfschule mit praktischer Ausbildung)  J. Kiersch: Die Waldorfpädagogik Eine Einführung in die Pädagogik Rudolf Steiners (Erziehung vor dem Forum der Zeit, Bd.7) Stuttgart 1990  W. Kugler: Rudolf Steiner und die Anthroposophie Wege zu einem neuen Menschenbild. (Bilder und Dokumente, thematisch zusammengestellt). Köln 1979  Ch. Lindenberg: Waldorfschulen: angstfrei lernen, selbstbewußt handeln. Praxis eines verkannten

Schulmodells Reinbek 1991 (Das klassische Buch zum Kennenlernen der Waldorfschule)  Ch. Lindenberg: Die Lebensbedingungen des Erziehers Von Waldorfschulen lernen. Reinbek 1981  W. Schad: Erziehung ist Kunst Pädagogik aus Anthroposophie (Praxis Anthroposophie, Bd.4) Stuttgart 1991 (gesammelte pädagogisch-anthropologische Aufsätze)  J. W Schneider: Die Rudolf Steiner Schule Ihre theoretische Begründung und praktische Gestaltung. Dissertation Kiel 1953  M. Schulze: Von der Erziehungswissenschaft zur Erziehungskunst Ein wissenschaftlicher Zugang zur Waldorfpädagogik über die pädagogische Dimension des